Entstehung der Kimberley Region

Mehr als irgendwo sonst in Australien ist die Kimberley eine Region, die zur Untersuchung der Ursprünge dieses Kontinentes geradezu geschaffen ist. Hier liegen die Knochen des Landes selbst für den beiläufigen Beobachter aufgedeckt.

Zudem ist die Kimberley ein Land mit geologischen Raritäten: fossile Riffe und überflutete Berge, Tafellandschaften und Sandsteintürme, ein Meteoritenkrater in der Wüste und uralte, gefaltete Gebirgszüge. Diese charakteristischen Merkmale werden nicht durch Städte, große Farmen oder eine dichte Vegetation unterbrochen. Das Land ist alles was es gibt.

Inhalt

Australien – der älteste Kontinent

Nach Aussagen von Geologen entstand unsere Erde vor 4,6 Milliarden Jahren. Die ältesten Gesteine der Kimberley bildeten sich vor ungefähr 2 Milliarden Jahren. Abgesehen von einigen jüngeren, an den südlichen Rändern der Region, sind so gut wie alle der Gesteine mehr als 400 Millionen Jahre alt. Diese Ziffern, wie so viele in der Geologie, fordern die Grenzen des menschlichen Verstandes heraus. Um dies in Perspektive zu bringen: bis vor 200 Millionen Jahren waren alle Landmassen unserer Erde Teil eines einzigen Superkontinents mit dem Namen Pangaea.

Wenn nur die Steine der Kimberley so alt wären, besäße Australien kein Anrecht auf den Titel des ältesten Kontinents – viele Gebiete der Welt weisen uralte Gesteine auf. Die Kimberley und weite Teile Westaustraliens stechen dennoch hervor: seit sich die meisten der Urgesteine formten, herrschte weitestgehend eine geringe geologische Aktivität. Nicht nur die Gesteine stammen aus einer Urvorzeit. Unverfälscht präsentieren sich auch heute noch alte Landschaftsformationen die aus ihnen geschnitten sind.

Die letzte Periode intensiver Gebirgsbildung in der Kimberley fand vor 1,7 Milliarden Jahren statt. Wenige der vor 500 – 400 Millionen Jahren geformten Gesteine tragen Spuren von späterer Deformation. Das macht sie tatsächlich alt, wenn man bedenkt, dass der Himalaja gerade mal 4 Millionen Jahre alt ist (geformt, als der indische Subkontinent mit Asien kollidierte) und sogar die ältesten Teile der Ozeanbecken nur 100 Millionen Jahre alt sind. Im Vergleich mit der Beweglichkeit großer Teile der Erdkruste ist Australien unbestritten ein zeitloses, uraltes Land.

Kimberley Becken

Die Kimberley besteht aus fünf geologischen Gebieten und grenzt zusätzlich an ein weiteres. Das Herzstück ist das Kimberley Becken, eine riesige, erhobene und dicke Schicht aus Sandstein, Schieferstein sowie Basalt. Aufgrund geringfügiger Verwerfungen und Neigungen präsentiert sich dieses Gebiete, seit es vor 1,8 – 1,65 Milliarden Jahren geformt wurde, nahezu unverändert.

Die King Leopold und Halls Creek Orogene (räumlich geschlossene, gebildete Gebirge) an den Flanken des Kimberley Beckens sind Gebiete intensiver Faltung und Verwerfung. Die Sedimentär- und Vulkangesteine dieser Zonen veränderten sich durch Hitze und Druck, verursacht durch die bei der Gebirgsentstehung auftretenden Kräfte. Riesige Mengen an Granitgestein erhoben sich als Folge aus der Tiefe der Erdkruste. Dies alles geschah in der fernen Vergangenheit vor etwa 1,8 Milliarden Jahren.

Bodensatz erodierte aus den älteren Gesteinsformationen und wurde in mehrere große Becken um die Orogene geschwemmt. Diese Becken markieren die Teile der Region, mit denen die meisten Reisenden vertraut sind. Kalk- und Sandsteine ließen als Folge dieser Ablagerungen die spektakulären Landschaftsformen, für die die Kimberley so berühmt ist, entspringen. Sie bergen zudem das einträglichste Weideland – speziell auf den großen Basaltplateaus und Ebenen des östlichen Teils im Ord Becken.

Das Szenario der heutigen heißen und dürren Landschaft der Kimberley, einst unter Gletschern begraben, ist schwer vorstellbar. Während zweier Eiszeiten vor 700 und 600 Millionen Jahren, in einer Zeit als sich der gesamte Kontinent weiter südlich als heute befand, war dies gleichwohl der Fall. Es gibt dafür eindeutige Beweise im Moonlight Valley östlich der Warmun Gemeinschaft und zudem in den Charnley und Lennard Flussgebieten im westlichen Teil der Kimberley. An einer Stelle beinahe 50 km entfernt des nächstgelegenen Gesteinsaufschlusses ragen gigantische Geröllblöcke eben dieses Gesteins empor. Im Moonlight Valley treten im höchsten Maße polierte Gesteinsfragmente und Kieselsteine, mit einer kennzeichnenden Oberflächenbeschaffenheit an eiszeitlich transportierten Trümmern, zutage.

Vor 400 Millionen Jahren

Vor 400 Millionen Jahren verschob sich der Kontinent nach Norden: die Kimberley befand sich fortan in den Tropen und weite Teile des Flachlandes lagen nun unter Wasser. Eines der Überreste dieser Zeit liegt am Rande des Canning Beckens: das faszinierendste fossile Riffgebilde in der Welt.

Heute erscheinen die Riffe als schmale Kalksteinketten, sich dabei mehr als 100 Meter von der umgebenen Ebene abhebend. Das bekannteste dieser Riffe ist die Napier Range mit der Windjana Gorge, wo die Struktur des uralten Riffes wunderschön in den Steilwänden dargestellt ist. Die Geikie Gorge bietet einen ähnlichen Querschnitt dieses uralten Riffs.

Die Wetterverhältnisse in diesen uralten Zeiten waren weit entfernt von Stabilität – es gab enorme Schwankungen im Klima über die Millionen von Jahren. Eisige Ablagerungen in der Grant Range nahe dem unteren Einzugsgebiet des Fitzroy Rivers zeigen, dass sehr kalte Klimate vor etwa 250 Millionen Jahren erneut vorherrschten. Über die letzten 100 Millionen Jahre blieb das Kimberley Klima beständig warm bis heiß. Der spektakulärste Beweis hierfür liegt am Gantheaume Point außerhalb von Broome. Dort sind die Fußstapfen eines im warmen Klima lebenden Reptils, einem Dinosaurier, vollkommen im Sandstein über 100 Millionen Jahre erhalten geblieben.

Westaustralien besitzt in Broome am Gantheaume Point eine der umfassendsten Dinosaurierfährten in der Welt. Die tektonische Stabilität dieses Gebietes hat die Oberflächenspuren der frühen Geschöpfe erhalten und erlaubt eine Vorstellung, wie die unterschiedlichen Dinosaurier durch Lagunen, Sümpfe und bewaldete Überflutungsebene umherzogen.

Bis vor ungefähr 30 Millionen Jahren herrschten wesentlich feuchtere klimatische Bedingungen in der Region als sie heute sind: es gibt fossilen Beweis für weit verbreitete Regenwälder. In Umkehrung sind die Sanddünen entlang der südlichen Grenze der Kimberley Beweis für sehr trockene Verhältnisse binnen der letzten tausend Jahre. Der jüngste, sehr trockene Zeitabschnitt liegt nur 20.000 Jahre zurück. In dieser Zeit, mit gewaltigen Wassermengen der Ozeane in den ausgedehnten Polareiskappen eingeschlossen, lag der Meeresspiegel mehr als 100 Meter unter seinem heutigen Level. Das sehr breite und seichte Kontinentalriff der Timor See befand sich über der Wasseroberfläche, so dass die Küstenlinie 200 km weiter auswärts lag als in der heutigen Zeit. Die trockenen Umstände und die Verschiebung der Küstenlinie brachten eine beträchtliche Verlagerung der Aborigine Bevölkerung mit sich.

Das Schmelzen der Polareiskappen

Das jüngste Schmelzen der Polareiskappen und der demzufolge stetige Anstieg des Meeres flutete eine gewaltige Fläche an Flachland unterhalb der Plateausteilstufe, die heute die spektakuläre nördliche Küstenlinie von Westaustralien formt. Die unzähligen langen und schmalen Buchten entlang der Küste sind untergegangene Täler, während die vielen vor der Küste liegenden Inseln als die letzten Hügelspitzen des uralten Flachlandes in Erinnerung bleiben.

Die Orogene sind die Hauptquellen des Mineralienreichtums in der Kimberley. Der Halls Creek Goldrausch, die Zink-Blei Miene Cadjebut und die Eisenerzmienen auf den Inseln des Yampi Sound sind einige der Ausbildungen. Darüber hinaus besaß die Argyle Diamantenmiene südlich von Kununurra in der östlichen Kimberley die dramatischste Entfaltung an Mineralressourcen in den letzten Jahren. Die Gesteine des Kimberley Beckens stellen zudem die Grundlage für wichtige Zukunftsentwicklungen in der Kimberley: in den nördlichen Teilen liegen riesige Bauxitfelder, geformt aus Basalten in Verbindung mit den anhaltenden tropischen Wetterbedingungen. In Bezug auf Energiequellen liegt das Hauptinteresse in Gasvorkommnissen, nördlich vor der Küste von Broome und Wyndham liegend.

Die Flüsse der Kimberley

Ein kurioses Merkmal der Kimberley ruht in dem beeindruckenden Kontrast zwischen Flussströmungen die nach Norden abfließen und denjenigen, die eine südliche und östliche Richtung einschlagen. Nördliche Strömungen wie der Drysdale und Mitchell River verlaufen elementar. Die nördlichen Strömungen fließen in Richtung des Meeres, ausgehend von höher gelegenen Gebieten im Zentrum der Kimberley.

Der Kurs dieser nördlichen Flussläufe wird durch grundlegende geologische Merkmale gelenkt: der Charnley River folgt zum Beispiel der Grenze zwischen sehr resistentem Sandsein und leicht erodiertem Vulkangestein. Der Prince Regent River hingegen ist ein passendes Beispiel für einen Fluss, ansprechend auf die Vorschriften geologischer Befehlsformen. Er fließt gerade wie ein Pfeil über mehr als 100 km entlang einer großen Fraktur im King Leopold Sandstein. Seine Zuflüsse stoßen in einem klar definierten, rechten Winkel hinzu, da ihre Verläufe durch kleinere Frakturen, welche die Hauptfraktur kreuzen, geleitet werden.

Wo die nördlichen Ströme von einem Gesteinstyp zum anderen übergehen, können die Neigungen des Flussbettes abrupt absinken und zu einer Reihe von Kaskaden führen. Der Mitchell River vollzieht einen äußerst spektakulären Wechsel, indem er sich in einer Serie von Wasserfällen über den Rand des Mitchell Plateaus stürzt.

Flussströmungen in südliche und östliche Richtung

Im Vergleich hierzu zeigen viele der Strömungen die dem Fitzroy und Ord River im Osten und Süden zufließen eine bemerkenswerte Unabhängigkeit geologischer Einflüsse. Der Hann River schneidet sich geradlinig durch einige der höchsten Gebirgskämme in der Region um letztendlich den Fitzroy zu nähren, welcher sich selber zunächst durch die Sandsteine der King Leopold Ranges und dann durch die Kalksteingebirge der Geikie Gorge windet. Der Ord River strömt zudem ganz beiläufig durch ausgedehnte Hügelketten, wo hingegen sich der Margaret River durch die größte topografische Barriere, die King Leopold Ranges, schneidet, gleichwohl ein wesentlich einfacherer Weg über flacheren Grund um den Rand der Range sich aufzeigt.

Tatsächlich offenbart nur der Chamberlain River als einzige der Strömungen, die die östliche Seite der Kimberley bewässern, eine starke erdgeschichtliche Führung: er fließt geradewegs über den Aufschluss an weichem Schieferstein, abgebildet unter den aufgeschwungenen Ränder der King Leopold Sandsteine der Durack Range.

Wie gelingt es den Flüssen des Südens und Ostens die oftmals einfachere Route zu meiden? In den meisten Fällen liegt die Antwort darin, dass ihr Verlauf zu einer Zeit errichtet wurde, in der die heute sichtbaren Merkmale unter einer gewaltigen Masse aus Sedimenten begraben lagen. Die uralten Vorläufer der gegenwärtigen Flüsse, wie der Lennard und Fitzroy, besaßen eine ungehinderte Passage quer über die Platten aus Sedimentgestein, die langsam zu dem weiter südlich liegenden Flachland abfielen. Diese Schicht wurde in unmerklichen Etappen aus dem Hauptblock der Kimberley in das Canning Becken hinuntergespült.

Als sich die Flüsse ihren Weg abwärts bahnten und Felsen freilegten, welche die heutigen Hügelketten darstellen, besaßen sie die Zeit und Geduld sich durch diese hindurch zu schneiden um ihren Verlauf beizubehalten. Gestaltet wurden hierbei die spektakulären Schluchten von Geikie und Windjana.

Die Entstehung von Flusstälern durch die hoch aufragenden Barrieren der Carr Boyd und King Leopold Ranges ist eine Abweichung von diesem Prinzip. Die uralten Flüsse verliefen einstmals über schier endlose Ebenen. Diese Flächen wurden einst langsam angehoben ohne dabei den Verlauf der Flüsse zu beeinflussen. Sie schnitten weiterhin ungestört durch die steigende Landschaft bis sie schließlich auf Schichten von unterschiedlicher Härte trafen, wo sie weiches Gestein wegspülten und das härtere als stehende Gebirgskämme zurückließen.

Höhenzüge in der Kimberley

Das auffälligste Merkmal der Kimberley liegt in den Formungen ihrer Höhenzüge, ein Resultat der unglaublichen Zeitspanne, in welcher die grundlegende Charakteristik von Kalkstein und Sandstein ungestört gelassen wurde und lediglich durch Erosion und Wettereinflüsse sich formen konnte.

Kalkstein ist mechanisch sehr hart, chemisch jedoch weich. Aufgrund seiner mechanischen Festigkeit ist Kalkstein in der Lage in vertikalen oder sogar überhängenden Formationen zu bestehen, dabei aber mit Leichtigkeit durch die sehr schwachen organischen Säuren, gebildet durch eine Mischung aus Regenwasser und verfaulter Vegetation, auflösbar. Das Ergebnis sind majestätisch steile Felswände wie die der Geikie und Windjana Gorge.

In den trockenen Monaten des Jahres einfach zu erreichen, bildet die Windjana Gorge einen der bekanntesten Nationalparks in der westlichen Kimberley. Geformt auf dem Meeresgrund als ein Barriereriff aus Korallen, ist die Napier Range heute eine imposante Mauer aus grauem Kalkstein über dem schwarzen Boden der Ebene. Wo die Range durch den Lennard River eingeschnitten wurde, entstand eine eindrucksvolle Schlucht mit üppiger, saftig grüner Vegetation an den Flussbänken. In der Trockenzeit bleiben von dem sonst so imposante Lennard River nur eine Reihe tiefer Wasserlöcher übrig die unzählige Wasservögel anlocken und eine konstante Population an Frischwasserkrokodilen beheimaten.

Der Auflösungsprozess des Kalksteins durch Grundwasser schuf zudem Untergrundhöhlen und besondert, wo die Höhlendecken einstürzten, steile, faszinierende Lichtblicke. Dieser Vorgang ist deutlich am Tunnel Creek sichtbar. Die Untergrundströmung schwemmte eine Vertiefung am Rande der Napier Range aus und hinterließ eine lange Höhle.

Ungeachtet dessen besitzen die Kalksteingebiete der Kimberley nicht die ausgedehnten Höhlensysteme und die Vielzahl an Stalaktiten und Stalagmiten wie z.B. die Jenolan Caves in New South Wales. Grund hierfür ist das Klima der Kimberley, mit seiner langen Trockenzeit und hohen Verdunstungsrate bleibt äußerst wenig Wasser für die Abtragung des Gesteins übrig.

Sandsteinformationen der Bungle Bungle Range

Sandstein offenbart üblicherweise eine exakt konträre Charakteristik zum Kalkstein: er ist chemisch sehr stark, mechanisch hingegen schwach. Höhlen kommen jedoch nicht nur in dem chemisch anfälligen Kalkstein vor, sondern auch in dem starken Zementquarzsandstein, einem der chemisch resistentesten aller Gesteine, und dies ist das kurioseste Merkmal aller Landschaftsformen in der Kimberley. Der Grund für diese ungewöhnliche Eigenschaft und die resultierenden Landschaftsformationen ist abermals die geologische Stabilität der Region.

Als diese Sandsteine geformt wurden verschmolzen die einzelnen Sandkörner durch den Druck innerhalb der Einbettung zusammen. Grundwasser kann im Allgemeinen diese Verbindung nicht durchdringen, mit ausreichend Zeit jedoch sickert das Wasser entlang der Verbindungen und Bruchstellen, um schließlich den Zement aufzulösen und die Sandkörner wegzuwaschen. Allmählich vergrößern sich diese Bruchstücke in lang gezogene, enge Höhlen. Obgleich dieser Prozess in der fernen Vergangenheit aufgrund des feuchteren Klimas schneller voran ging, ist er heute unendlich langsam.

Die spektakulären Sandsteinformationen der Bungle Bungle Range (Purnululu Nationalpark) verdanken ihre Existenz verschiedenen Ursachen. Die Lücken zwischen den Sandkörnern im Sandstein werden trotz eines Bindemittels niemals vollständig geschlossen. Dies ermöglichte dem Regenwasser durch das Gestein zu fließen und schließlich den gesamten Zement wegzuspülen. Selbst ohne diese Verbindungen unterstützten sich benachbarte, ineinander greifende Körner untereinander.

Das Ergebnis führt zu einem mechanisch sehr starken Gestein bei Druckbelastungen, jedoch sehr schwachen bei Zugbewegungen. Sandsteine aus der Bungle Bungle Range stützen ein Gewicht von 40 Megapascal (nahezu 410 Kilogramm pro Quadratzentimeter), zerbröckeln aber bereits bei leichten Schlägen. Dies führte durch Wassererosion zu tiefen Einschnitten innerhalb der Range und hinterließ allein stehende, steilstufige Türme, Gebirgskämme und Schluchten. Die Sandsteinstruktur in Nordaustralien erinnert an die berühmten Kalksteintürme der Guilin Region im südlichen China, worauf Geografen zunächst in beiden Fällen von Kalkstein ausgingen.

Eines ihrer auffälligsten Merkmale ist das Oberflächenmuster an horizontalen, schwarzen und orange-weißen Tigerstreifen. Überaschenderweise ist dieser Mantel nur wenige Millimeter dick – darunter befindet sich weißer Sandstein. Ohne diesen Schutzüberzug würde die Range schon bald verschwinden.

Stempel einer uralten Zeit

Als Vollendung dieser faszinierenden Landschaft wurde die Bungle Bungle Range von einem gewaltigen Meteoriteneinschlag in der fernen Vergangenheit heimgesucht. Der Krater selber ist heute beinahe vollständig durch Erosion ausgeglichen und ist lediglich als eine seichte Vertiefung erkennbar.

Der augenfälligste Beweis für einen Aufprall liegt in den durch Hitze verstärkten Gesteinen um die Piccaninny Gorge. Dort zerfällt der Sandstein nicht Korn für Korn sondern bricht entlang von Rissen entzwei und formt gewaltige Klippen.

Die Bungle Bungle Range ist jedoch nicht einzigartig; ähnliche Strukturen existieren in der Ruined City im Arnhem Land und in der Sahara Wüste, sowie im nahe gelegenem Mirima Nationalpark und hinter der Grenze zum Northern Territory im Keep River Nationalpark. Dennoch ist die Bungle Bungle Range weltweit das eleganteste Beispiel dieser Art.

Die Bungle Bungle Range (Purnululu Nationalpark) bietet mit ihrem atemberaubenden Labyrinth gestreifter Sandsteinkuppeln einen ergreifenden Anblick. Obwohl sie den Aborigines seit mehr als 20.000 Jahren heilig ist und auch eine Hand voll weißer Farmer seit etwa 100 Jahren von ihrer Existenz wusste, waren diese uralten Gesteinsformationen dem Rest der Welt bis in die frühen achtziger Jahre praktisch unbekannt.

Während Türme, Dome und Säulen charakteristisch für viele der Sandsteine im Ord und Bonaparte Becken in den östlichen Teilen der Region sind, wurden die wesentlich älteren Sandsteine in der Carr Boyd und Cockburn Range, sowie im Herzstück des Kimberley Beckens, in gewaltige Klippen geschnitten. Diese Sandsteine sind generell fester zementiert und fallen eher, als Korn für Korn, in großen Platten entlang vertikaler Bruchstücke ein.

Schroffe, zerklüftete Kimberley Landschaft

Die Felsklippen der Cockburn Range ähneln dem kraftvollen Schutzwall einer gewaltigen Festung und überragen turmhoch die flachen Ebenen des Pentecost River. Diese natürliche Wand besteht aus stark zementiertem Sandstein, der flach liegend, horizontal eingebettet ist. In großen Blöcken bricht dieser auseinander und hinterlässt vertikale Klippen, die weiter unten in steile Abhänge übergehen.

Wo das Sandsteinbett beinahe horizontal wie in der Cockburn Range verläuft wird die Landschaft durch flache Plateaus dominiert. Ebene Tafelberge umgeben von Klippen sind zudem weit über den zentralen Teil des Kimberley Beckens, besonders um die Barnett Range, verbreitet.

Entlang des nördlichen Randes des Mitchell Plateaus fallen erhabene Sandsteinklippen beinahe senkrecht zu den Ebenen ab. In den Regionen um Halls Creek und dem Margaret River formen eben liegende Sandsteine auf den flachen Tafelbergen groteske Kappen.

An Stellen wo die Gesteine sich kippten entstanden Landschaftsformen mit Klippen auf der einen Seite und lang gezogenen Abhänge an der gegenüberliegenden. Es gibt unzählige Beispiele dieser Formen, besonderst aber an den Bandicoot und Carr Boyd Ranges. In dem weitaus entlegenen Moonlight Valley (an der nördlichen Seite der Osmand Range) erzeugten die gekippten, eiszeitlichen Fundamente Schicht für Schicht einen widerstandsfähigen Aufschluss, der eine Reihe an Klippen, die nordwärts wie eine riesige, sich neigende Treppe abfallen, formte.

Die schroffe, zerklüftete Kimberley Landschaft besitzt eine Erhabenheit wie keine zweite. Sie wurde durch Erosion verschiedener Gesteinsmassive über unglaubliche Zeitspannen gestaltet. Die geologische Zeitskala der Kimberley reduziert die über 40.000 jährige Geschichte der menschlichen Besiedlung auf einen dürftigen Moment.

Der Stempel einer uralten Zeit im direkten Gegensatz zu den raschen Wechseln, so typisch für weitaus mobilere Teile der Erdoberfläche, ist immer noch deutlich und augenscheinlich über die Kimberley verbreitet. Das langsame Tempo der Veränderungen entwickelte nicht nur ihre eigene, einzigartige Landschaft. Es erschuf Formationen, welche Geografen bei ihren Theorien über die Bildung von Landschaften im Allgemeinen unterstützte.