Landerschließung und Industrie der Kimberley Region

In den ersten 40.000 Jahren der Besiedlung war die Kimberley weitestgehend in sich geschlossen. Kleinere Handelsrouten wurden innerhalb dieses Gebietes errichtet und es gab gelegentliche Verbindungen zu anderen Teilen Australiens, sowie mit Fischern aus Asien.

Für die weißen Siedler war die Kimberley jedoch nur der entlegene Nordwesten ohne ausreichende Perspektiven. Es dauerte 100 Jahre um die Isolation zu überwinden. Auf diesem Wege wurden etliche Fortschritte im Straßenbau, im Luftverkehr und der Telekommunikation zu Meilensteinen der gesamt-australischen Entwicklung.

Das anfängliche Drängen nach Versorgungsrouten in der Kimberley zielte auf die Unterstützung des Halls Creek Goldrausches im Jahre 1886. Kamele, Ochsen und Pferdegespanne kamen von Derby, Lastpferde, und später Kamele, aus Wyndham. Maultiere und Esel ergänzten schließlich die Pferde, da diese sich für geeigneter herausstellten. Die Innlandspost wurde ursprünglich durch die Polizei verteilt, bevor Postunternehmen dies übernahmen. In Jahre 1889 wurde ein Briefdienst zwischen Wyndham und Halls Creek eingeführt, der alle sechs Wochen stattfand.

Um 1930 gebrauchten die Landbesitzer aus der Gegend um Halls Creek ihre eigenen Fahrzeuge um die lebenswichtigen Vorräte aus den Hafenstädten zu erlangen. In den frühen 50er Jahren wurde der nördlichste Teil der längsten Strasse in Australien, des Great Northern Highways von Perth über Meekatharra nach Wyndham als ein Abschnitt mit vielen gefährliche Flussüberquerungen, sumpfigen Sektionen und Stellen mit tiefem Sand und felsigen Aufschlüssen beschrieben. Zu jener Zeit gab es keine Verbindungsstraße zwischen Wyndham und Darwin: erst später wurde eine Servicestraße zur Unterstützung des Ord River Projekts gebaut.

Inhalt

Australiens Highway One

Schließlich fand im Jahre 1986 die Öffnung des Fitzroy Crossing – Halls Creek Teilstückes, der letzten Verbindung in einem komplett geteertem Highway One um ganz Australien statt und die Kimberley erhielt die so dringend benötigte Strasse für die vielen Autos, Erz-Transporter und Road Trains.

Durch das fehlen einer Eisenbahnlinie in der Kimberley verschaffen Road Trains die einzige Möglichkeit, umfangreiches Cargo zu befördern. Größer als alles andere auf der Strasse, bestehen diese stählernen Transporter aus einem mächtigen Sattelschlepper und mehreren Anhängern. Sie können nahezu auf jeder Strasse im Outback angetroffen werden; ihre Breite und Länge rufen auf der Seite des Vorbeifahrenden oder Überholenden zur Vorsicht.

Die Befestigung einer Straßensektion mit Teer ist üblicherweise keiner großen Schlagzeile wert. Anders in der Kimberley: als die letzten Arbeiten an Teilstücken der Strasse nahe Halls Creek im September 1986 abgeschlossen waren, kam dies einer wichtigen Begebenheit gleich. Es bedeutete, dass Australiens Highway One, welcher so gut wie um die Peripherie dieses Kontinentes verläuft, nun endlich über seine gesamte Länge befestigt war. Lediglich ein paar Jahrzehnte zuvor glich der Highway einem mit Schlaglöchern übersäten Track und unzähligen Flussüberquerungen.

Anfangs wurden lediglich die Städte an das australische Telefonnetz angeschlossen, doch auch ihre Verbindung blieb weit hinter dem technischen Stand der Verbindungen irgendwo sonst in Australien. Wyndham und Kununurra waren schließlich die letzten, die sich mit Funktelefonen um 1965 in das Telefonnetz einklinkten. 1967 ersetzte diese Methode teilweise eine Landlinie.

Kommunikationswege entstehen

Australiens Einführung in das Zeitalter des Funks begann mit der Einrichtung von Funkstationen entlang der Küsten, eine davon in der Kimberley. Dies diente jedoch nicht zur Unterhaltung, sondern zur Anbindung von Schiffen an die Küste.

Das Broome Radio startete im Jahre 1913, mindestens zehn Jahre bevor das erste Unterhaltungsradio in Australien auf Sendung ging. Bis in das heutige Jahrzehnt operiert Radio Broome als Informations-, Wetter- und Sicherheitsservice für die Schifffahrt und als medizinischer Ratgeberdienst, der die Schiffe mit den Ärzten an Land verbindet. Dem ungeachtet bestand der Großteil des Stationsverkehrs aus dem Austausch kommerzieller Informationen zwischen den Schiffen und ihren Agenten und Besitzern. Kommunikation wie diese geht heute von Funkstationen in Perth und Darwin aus.

Obgleich ein internationales Kabel von Broome nach Indonesien versicherte, dass die Kimberley seit 1889 beitrug Australien mit der Welt zu verbinden, war Kommunikation innerhalb der Region seit jeher schwierig. Bis in die 1980er Jahre war diese unter den Kimberley Stationen und Städten, und ihr Kontakt mit der außen stehenden Welt, nahezu gleich Null. Erst als das Pedalradio (Funkgerät das nach dem Prinzip des Dynamos funktioniert) in den späten 20er Jahren erfunden wurde, konnten die Stationen Botschaften an die Royal Flying Doctor Service Basis senden, die diese dann als Telegram über den Postdienst weitersendeten.

Später, als Sprachübermittlung möglich wurde, konnte der Royal Flying Doctor Service den Funkverkehr in das Telefonnetzwerk einspeisen und die Kimberley Stationen hatten ihren ersten direkten Kontakt mit dem Rest von Australien. Bis 1986 blieben die Gespräche des Royal Flying Doctor Service ein permanentes Hintergrundgeräusch in jeder Kimberley Station und jedem Außenposten.

Gerichtsgebäude von Broome

Das Gerichtsgebäude von Broome wurde im Jahre 1889 für die Osterweiterung der „Australasia and China Telegraph Company“ konstruiert. Der Entwurf und die Herstellung der Eisenverzierungen erfolgten in Großbritannien, das Teakholz für den Innenausbau stammte aus Singapur.

Die britischen Mitarbeiter der Gesellschaft sendeten und empfingen Nachrichten aus der ganzen Welt. Das Gebäude war seinerzeit unter dem Namen „Cable House“ bekannt. Es verband die Stadt Broome mit Java über ein Unterwassertelegraphenkabel und eine Überlandtelegraphenlinie führte bis nach Perth.

Die Regierung von Westaustralien baute im Jahre 1896 – 1897 eine neue Post- und Telegraphenstation. In diesem neuen Gebäude war zusätzlich genügend Platz für die „Australasia and China Telegraph Company“, das „Cable House“ diente fortan nur noch als Wohnhaus für die Mitarbeiter bis sich schließlich im März 1914 die Firma vollständig aus Broome zurückzog. Die Westaustralische Regierung erwarb das leer stehende Gebäude im Jahre 1921. Fortan dient es als Gerichtshaus von Broome, mit Ausnahme der Kriegsjahre des 2.Weltkrieges, wo es für militärische Zwecke in Beschlag genommen wurde.

Im November 1982 wurde das nationale Telefonsystem durch Kurzwellen bis nach Broome und Derby ausgeweitet und ein Jahr später innerhalb der Kimberley bis Wyndham und Kununurra. Einst das größte Solarbetriebene Kurzwellensystem in der Welt, war es bereits 1998 veraltet und durch optische Glasfaserkabel, sowie durch mobile, digitale Basisstationen ersetzt. Einige Stationsbesitzer vermissen heute die offenen Unterhaltungen der Funktechnik und des so entstandenen Gemeinschaftsgefühls, die Kommunikationsrevolution brachte aber ohne Zweifel enorme Vorteile für die einst entlegene Kimberley.

Fernsehen und Luftverkehr

Im Jahre 1985 erhielt das erste Fernsehprogramm in Form von ABC Einzug in die Kimberley. Zu Beginn war ABC nur in den Städten zu empfangen, aber das Aussenden des Satteliten AUSSAT ermöglichte bald darauf einen Empfang für jeden im Besitz eines Sattelitenempfängers.

Das Golden West Network wurde in den Städten Kununurra, Wyndham, Halls Creek, Broome und Derby im Jahre 1986, und in Fitzroy Crossing 1988 eingeführt.

Gleichermaßen wie Australien für den Luftreiseverkehr günstig liegt war die dünn besiedelte Kimberley für den Fortschritt des Luftverkehrs bestimmt. Wie die ersten Landentdecker zuerst die Kimberley und das Northern Territory wegen ihrer nahen Lage nach Asien entdeckten, sichten Piloten immerzu die Kimberley Küste zuerst.

Tatsächlich ist Derby auch heute noch der erste Notfallflughafen für kommerziell operierende Fluglinien auf ihrer Route von Singapur nach Sydney oder Melbourne.

Kommerzielle Luftfahrt in der Kimberley

Die Entwicklung der kommerziellen Luftfahrt im Nordwesten von Westaustralien wurde sehr stark durch MacRobertson Miller Aviation (MMA) geprägt, gegründet im Jahre 1927 durch den ehemaligen Kampfpiloten Horrie Miller und finanzieller Unterstützung von Macpherson Robertson. Den Durchbruch schaffte MMA als sie den Regierungsauftrag für die Postzulieferung von Perth nach Daly Waters im Northern Territory erhielten.

Der Luftverkehr spielt auch weiterhin eine lebenswichtige Rolle in der Kimberley. Jede Station und Gemeinschaft besitzt eine behelfsmäßige Start- und Landebahn. Die größeren, regionalen Flughäfen beherbergen eine Mischung aus Ansett und Airlink (eine Tochtergesellschaft von Quantas) Flugzeugen, Charterflugzeugen und Hubschraubern, Royal Flying Doctor Service Maschinen, eine Ansammlung an Flugzeugen der Mienengesellschaften und regelmäßigem Durchgangsverkehr.

Obwohl diese Flugzeuge durch die Luftverkehrskontrolle streng beobachtet werden, ist es immer noch ein kleines Abenteuer über die Kimberley zu fliegen – viele Gebiete sind selbst in der heutigen Zeit unbewohnt und es gibt riesige, wilde Abschnitte wo keinerlei Möglichkeiten für eine Notlandung zur Verfügung stehen.

Der zweite Weltkrieg in der Pazifikregion

Der zweite Weltkrieg in der Pazifikregion war dicht genug an der Kimberley um die Aussicht auf feindliche Angriffe real erscheinen zu lassen. Auf etlichen Anwesen wurden Vorratslager errichtet um bei einer möglichen Invasion der Japaner die Widerstandstruppen zu versorgen.

Landbesitzer wurden im Guerillakrieg und der Dekodierung von Chiffrenachrichten in Vorbereitung auf eine Zeit, wenn der Krieg auf australischem Boden stattfinden sollte, unterrichtet. Dieser Fall traf glücklicherweise nie ein, dennoch befand sich die Kimberley an der Frontlinie japanischer Luftangriffe.

Als Japan im Dezember 1941 in den Krieg einstiegen, arbeiteten ca. 500 Japaner in der Perlenindustrie von Broome. Durch die entstandene Hysterie der Kriegszeit wurden auch diejenigen, mit japanischer Abstammung in Broome Geborenen, als „unerwünschte Fremde“ klassifiziert und als politische Gefangene über die Dauer des Krieges nach Perth gesendet. Nicht der gesamte Bevölkerungsstrom verlief dabei nach außen. Broome und Wyndham erhielten tausende von holländischen Flüchtlingen, die vor dem japanischen Einmarsch in Java evakuiert wurden.

Ungefähr 8.000 Flüchtlinge passierten Broome in den ersten Monaten des Jahres 1942. Weniger als drei Monate nachdem Japan in den Krieg zog wurde die Bedrohung im Nordwesten durch feindliche Attacken wahr – Darwin erschütterte am 19. Februar 1942 unter schweren Bombenangriffen. Dies reichte als Warnung: beinahe alle europäischen Frauen und Kinder wurden acht Tage später von Broome aus mit Schiffen evakuiert.

Luftangriffe auf Broome

Um 9:30 Uhr am Morgen des 3. März 1942 tauchte eine Formation von neun Mitsubishi Zeros am Himmel über Broome auf und begann im Tiefflug 15 Wasserflugzeuge in der Roebuck Bay, eine Ansammlung an holländischer und US-Kriegsmarine, RAF, RAAF und Quantas Flugzeugen zu bombardieren. Aufgrund eines Mangels an Unterkünften in der Stadt befanden sich unglücklicherweise die meisten der Passagiere und einige Crewmitglieder an Bord der einzelnen Maschinen und schliefen während der Attacke. Alle Flugzeuge wurden zerstört, die Zeros vermieden es aber die nahe gelegenen Schiffe oder die vielen Menschen an der Küstelinie zu beschießen.

Die Angreifer richteten in der zweiten Angriffswelle ihr Augenmerk auf den Flugplatz, wo sieben große Flugzeuge standen. Eine US Liberator schaffte es in die Luft zu kommen, wurde daraufhin aber über dem Meer abgeschossen und nur ein Crewmitglied der 33 Personen an Bord überlebte. Alle anderen Flugzeuge sind am Boden zerstört worden, jedoch nicht bevor einer der Helden dieses Tages, Leutnant “Gus“ Winckel sich ein Maschinengewehr aus seiner Royal Netherlands Air Force Lodestar sicherte. Wahrscheinlich schoss er mit dem Maschinengewehr auf dem Arm, den Zero, der die Liberator vom Himmel holte, ab.

Eine weitere Zero wurde von der Bodenabwehr getroffen und schaffte es ebenfalls nicht zurück zur Militärbasis in Timor. Schätzungsweise 70 Personen starben bei den Angriffen auf Broome; viele von ihnen erreichten Broome erst einen Tag zuvor.

Am selben Tag fand ein japanischer Luftangriff auf Wyndham statt bei dem ein Flugzeug und ein Kraftstoffdepot zerstört wurden. Am 20. März kehrten japanische Bomber und Tiefflieger nach Broome zurück. Diese zweite Attacke zerstörte ein kleineres Passagierflugzeug und forderte das Leben eines Mannes.

„Diamond“ Jack Palmer

Ein äußerst kurioser Vorfall folgte auf den ersten Luftangriff von Broome. Als die angreifenden Zeros zurück zur Basis flogen, kreuzten sie den Weg mit einer DC3, die von Kapitän Ivan Smirnoff, aus Java ausgeflogen wurde. Nachdem das Flugzeug mehrere male getroffen wurde, landete Kapitän Smirnoff an einem verlassenen Strand zwischen Broome und Beagle Bay. Er löschte mit außergewöhnlichem Geschick ein Feuer im Hauptmotor, als das Flugzeug in den Sand rammend zum Stillstand kam.

Der Kapitän und die anderen Überlebenden wurden letztendlich geborgen, aber ein Päckchen, so groß wie eine Zigarettenschachtel, das ihm kurz vor dem Start übergeben wurde, fehlte. Erst später in Melbourne erfuhr Kapitän Smirnoff den Inhalt des Päckchens: Diamanten im Wert von 300.000 Pfund (heute etwa 10 Millionen Dollar).

Spätere Ermittlungen ergaben das Jack Palmer, ein 45 Jähriger Schiffskapitän und Strandguträuber das Päckchen mit Diamanten in den verlassenen Überresten des Flugzeuges gefunden haben muss. Während der nächsten sechs Wochen verschenkte er einige Edelsteine an Freunde. Andere Diamanten im Gesamtwert von 21.000 Pfund wurden in seinem Salz- und Pfefferstreuer gefunden, die meisten Steine tauchten jedoch nie wieder auf (darunter befand sich auch der wertvollste).

Palmer und seine Komplizen wurden aus Mangel an Beweisen für unschuldig erklärt. Obwohl „Diamond“ Jack Palmer nur gelegentlich in Broome arbeitete, besaß er anhaltend genügend Geld. Er starb im September 1958 im Alter von 67 Jahren. Eine Tasche mit 1.000 Pfund verschwand in der Todesnacht am Krankenhausbett. Was mit dieser Tasche und dem wesentlich größere Vermögen in Diamanten geschah verbleibt ein Rätsel.

Rinderindustrie

Ein wichtiger Teil der kulturellen Struktur Australiens liegt in der Rolle ihrer Entwicklung durch die Rinder-Könige in der Kimberley. Weite Teile der Kimberley sind immer noch eng mit der Rinderwirtschaft verbunden und obwohl die Rinderpopulation abnimmt, stellt sie etwa 30 Prozent der australischen Herde dar.

Von den 421.000 Quadratkilometern Kimberley Land nimmt die Rinderwirtschaft gut 228.287 Quadratkilometer in Anspruch. Neben diesen eindrucksvoll großen Zahlen können jedoch weniger als 10 Prozent dieses Landes als „mit hoher Qualität“ betrachtet und eingestuft werden. Speziell am Ende der Trockenzeit, wenn ein Mangel an Futter herrscht. Die Launen des Klimas, sowie Schwankungen bei den Marktpreisen sind zudem, angesichts hoher, fixer Transportkosten zu weit entfernten Rindermärkten, kritisch.

Viele Landbesitzer in der Kimberley empfanden die unsicheren Launen dieser Industrie unerträglich und gaben auf; mit einem Trend zu immer größer werdenden Anwesen konzentriert auf wenige Besitzer. Dies ist teilweise auf wirtschaftliche Maßstäbe zurückzuführen: es wird veranschlagt, dass eine Kimberley Rinderstation eine minimale Herdengröße von 12.000 Stück benötigt um zu überleben. Obgleich so, überschritten die meisten der verkauften Anwesen diese Rahmenbedingungen im großen Maße.

Im Jahre 1963 gab es 342 landwirtschaftliche Pachtgrundstücke in der Kimberley; 1995 wurde die gleiche Menge Land unter 98 Anwesen mit einer Durchschnittlichen Größe von 2.330 Quadratkilometern aufgeteilt. Im Laufe der Jahre zwischen 1978 und 1983, als die Rinderpreise auf niedrigstem Stande lagen, wechselten mehr als die Hälfte der Anwesen ihre Besitzer und die Gesamtstärke aller Herden wich auf ein Viertel zurück.

Das Bild der Rinderstationen ändert sich

Traditionell besaßen die Rinderstationen der Kimberley nur wenige Zäune. Die Kosten für die Errichtung wurden als unerschwinglich und unnötig betrachtet. Das Ergebnis war eine weitaus geringer entwickelte Rinderindustrie als gleichbedeutende Unternehmen im Northern Territory oder in Queensland. Dieses änderte sich später hauptsächlich in Folge verschärfter Kontrollbedingungen unter dem Tuberkulose Ausrottungsprogramm – offene Weidegebiete sind seit 1986 Geschichte.

Die Reduzierung der Herdengröße hatte zudem ihre Wirkung auf die Kimberley Städte. Die ehemalige Fleischerei in Wyndham öffnete im Jahre 1919 und war der größte Arbeitgeber im tropischen Australien hinter der Zuckerindustrie von Queensland. Ein Rückgang in der Schlachterei, zudem industrielle Dispute führten Ende 1985 zur Schließung der Fleischerei. Dies war ein schwerwiegender Schlag für die Stadt und viele Menschen mussten diese Gegend verlassen. Derbys kleiner Schlachthof schloss 1979, 15 Jahre später folgte der in Broome.

Die Forderung nach verbessertem Herdenmanagement und eine Bestandsverminderung um Krankheiten auszurotten, mehr Umzäunungen und eine Senkung der Plagetiere wie frei lebende Esel, erlaubten eine Neuorientierung. Daneben änderte sich der Markt. Historisch gesehen wurde die Kimberley Rinderindustrie immer durch ihre Abgelegenheit von den australischen Metropolen benachteiligt, für Absatzmärkte in Südost-Asien, speziell Indonesien, Malaysia und den Philippinen, liegt sie hingegen vorteilhaft. Diese Märkte bevorzugen lebende, junge Rinder. Der Hauptteil an Lebendtransporten im Jahre 1998 ging dennoch nach Nordafrika.

Im Jahre 1985, dem letzten Jahr der Wyndham Fleischerei, wurden 45.000 Rinder aus der Kimberley und 21.000 Rinder aus dem Northern Territory in Broome und Wyndham geschlachtet. Weitere 44.000 wurden in den Süden zum Schlachten oder Verkauf gebracht, 23.000 wurden zwischenstaatlich verfrachtet und 5.500 nach Malaysia verschifft. Im Jahre 1997 wurden lediglich 18.000 Rinder geschlachtet, aber 72.000 lebend von Wyndham, Broome und Darwin verschifft. In den 90er Jahren sah die Kimberley Rinderindustrie eine neue Bedrohung, aufgeworfen durch den wirtschaftlichen Niedergang in Asien.

Es gibt kaum Zweifel unter Kennern das die Industrie, das Rückrat der Kimberley über das erste Jahrhundert der europäische Besiedlung, auch die nächsten 100 Jahre durch einen Ausgleich am Naturschutz und weiterer Erforschung der Landressourcen überleben wird.

Das Ord River Projekt

Es begann als Traum und entwickelte sich allmählich zu einem Albtraum. Eine unglaubliche Ausdauer und Beharrlichkeit wendete letztendlich das Blatt und machte das Ord River Projekt dennoch profitabel. Das Prinzip hinter diesem Konzept ist simpel: 75.000 Hektar an reichhaltigem Lehmboden benötigt lediglich eine ausreichende Wasserration um weitaus produktiver als das einstige Weideland zu werden.

Der Ord River fasst ein riesiges Wasservolumen von der Durack Range bis an den Cambridge Gulf, aber annähernd der gesamte Wasserstrom ereignet sich ausschließlich in der Regenzeit. Die offensichtliche Lösung lag in einem Damm, um eine geregelte, konstante Wasserversorgung der Ebenen flussabwärts zu sichern.

Im Jahre 1937 startete Kimberley Durack von der Argyle Downs Station erste Feldversuche am Behn River und eine State Government Versuchsfarm am Ord folgte im Jahre 1942. Daran knüpften viel versprechende Baumwoll-, Hirse- und Maisproduktionen an, nachdem die Kimberley Research Station als ein gemeinsames Federal-State Projekt auf den Ivanhoe Plain im Jahre 1945 gegründet wurde.

Die Ergebnisse der Forschungsstation über die folgenden Jahre zeigten das Zuckerrohr, Reis, Baumwolle, Färberdistel und Leinsamen unter Bewässerung sehr gut wuchsen. Im Jahre 1958, zwanzig Jahre nachdem Kimberley Durack ihre ersten Versuche unternahm, war das Ord River Projekt geboren. Die erste Stufe beinhaltete den Ablenkungsdamm, das Bewässerungssystem sowie die Versorgungsstadt Kununurra und wurde mit Gesamtkosten von 20 Millionen australischen Dollar im Jahre 1963 abgeschlossen. Der Kununurra Ablenkungsdamm hob den Flusspegel an und ermöglichte eine Bewässerung der Ivanhoe Plain ohne zusätzliche Pumpstationen. Drei Jahre später standen bereits 31 Farmen unter permanenter Bewässerung.

Der Ord River Damm, welcher den Lake Argyle aufstaut, wurde im Juni 1972 mit 22 Millionen australischen Dollar Gesamtkosten fertig gestellt. Eine der ältesten Heimstätten in diesem Gebiet, Argyle Downs, aufgebaut durch die Durack Familie, wäre nachdem der See sich füllte unter dem Wasserspiegel verschwunden und wurde deshalb zu seiner heutigen Position verlegt. Die Heimstätte übernimmt jetzt die Funktion eines Museums.

Um zu verhindern das der See sich jedes Jahr während der Regenzeit mit annähernd 50.000 Tonnen Schlamm und Schlick füllt, übernahm die westaustralische Regierung im Jahre 1967 die Pachtstücke mehrere überbeweideter Rinderländereien in den Einzugsgebiet wie z.B. dem Sektor um die Bungle Bungle Range und bepflanzte diese neu.

Obwohl über 60.000 verschiedene Saaten seit 1945 unter der Ord Bewässerung ausprobiert wurden, konzentrierte sich zunächst der Feldanbau überwiegend auf Baumwolle. Eine gegen Chemikalien unempfindliche Raupenart und die Streichung von Regierungssubventionen führten zum Niedergang dieser Industrie im Jahre 1974 und erst heute starten wieder langsam Feldversuche. Zudem übernahm im Jahre 1974 die CSIRO die Aufsicht der Kimberley Research Station und das West Australian Department of Agriculture gründete seine eigene Forschungseinrichtung ganz in der Nähe.

In jener Zeit, als die Baumwollproduktion nachlass, entwickelte sich Reis als lohnenswerte Alternative. Obwohl bereits seit 1947 Reis experimentell in der Kimberley angebaut wurde, war er zunächst kommerziell nicht realisierbar. Eine neue Sorte wurde dringend benötigt die mit dem Kimberley Klima und einen Zinkdefizit im Boden kooperierte. Dies wurde in den 1970er Jahren erreicht.

Wie jedoch zuvor mit Baumwolle, verschworen sich auch hier die Natur und die Wirtschaft gegen die neuen Körner. Vögel, insbesondere die Spaltfußgänse (Magpie Gänse), strömten zu dem angebotenen Festessen während der ansonsten mageren Trockenzeit. Diese Plünderung in Verbindung mit schwachen Markpreisen für Reis führte im Jahre 1983 zum letzten groß angelegten, kommerziellen Reisanbau.

Veränderungen des Ord River

In den Jahren 2000 bis 2002 standen die Veränderungen der Uferzone des Ord River im Fordergrund weitreichender Forschungsarbeiten des Department of Conservation and Land Management (CALM) in Kununurra im Nordwesten von Australien.

Ausgehend in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, als die ersten Rinderherden Einzug in dieses Gebiet erhielten und über den Bau des Diversion Dam und des Lake Argyle Dam in den Jahren 1963 und 1973 bis in die heutige Zeit, trat eine bedeutende Verschiebung im Ökosystem auf. Was die Arbeit so interessant und gleichermaßen schwierig gestaltet ist die Tatsache, dass keine niedergeschriebenen Aufzeichnungen über die Flora und Fauna bis zum Zeitpunkt der Entstehung der beiden Dämme vorhanden sind.

Um die Wechsel zu analysieren, unterstützten lediglich alte Fotografien von Touristen und Anwohnern der Farmen diesen Prozess. Einigen Stellen erwiesen sich als beliebte Motive, so dass am Ende für vier Punkte entlang der Uferbänke jeweils eine Fotosequenz, ausgehend von 1950 bis heute, entstand. Diese vier Serien datieren den Bau der beiden Dämme über zehn Jahre zurück. Probleme bereiten nach wie vor Fotografien aus der Zeit bevor die ersten Rinderherden in Erscheinung traten.

Insgesamt lassen sich vier Phasen, die die Vegetation im Uferbereich kennzeichnend beeinflusst haben, in der Hydrologie des Flusses definieren.

1. Phase – bis 1886
Die erste Phase stellt hierbei den Zeitabschnitt bis 1886 dar, der Zeit, bevor die ersten Europäer und ihre Rinderherden die Vegetation beeinflussten.

2. Phase – 1886 bis 1963
Die zweite Phase beschreibt die Zeitspanne von 1886 bis 1963, in der die Rinderherden auf dem Land gegenwärtig waren, jedoch noch keine angelegten Dämme den Ord River beeinflussten.

Wie die meisten der Kimberley Flüsse ist auch der Ord River ein saisonabhängiger Fluss. In der Regenzeit von Dezember bis März treten gewaltige Fluten und Strömungen auf, wohingegen für den Rest des Jahres der Fluss gänzlich austrocknet, lediglich mit einigen spärlichen Wasserstellen ausgestattet. Die gewaltigen Viehherden übten in diesen Tagen einen enormen Einfluss auf das Ökosystem aus. Überweidung führte zu einer weitreichenden Verwüstung der natürlichen Vegetation des Landes. In der Regenzeit floss folglich anhaltend mehr Wasser und somit immer schneller in den Ord River. In Folge dessen verwandelte sich der Fluss fortan in einen wesentlich charaktervolleren, reißenden Strom. Diese kolossalen Wassermengen spülten die Pflanzenwelt förmlich aus dem Flussbett, so dass lediglich vereinzelte Bäume oben auf den Flussbänken zurückblieben.

3. Phase – 1963 bis 2000
Die dritte Phase erstreckt sich von 1963 bis in das Jahr 2000. Dieser Zeitabschnitt ist durch den Bau des Diversion Dam im Jahre 1963 und dem Lake Argyle Dam zehn Jahre später gekennzeichnet. Der Diversion Dam ist ein verhältnismäßig kleiner Damm mit der Aufgabe, einen stetigen Wasserpegel über eine Sektion des Ord Rivers zu gewährleisten, um anschließend über einen gesonderten Kanal das Wasser in die landwirtschaftlich angelegten Bereiche abzuleiten.

Der erheblich größere Lake Argyle Dam entstand 50 km weiter flussaufwärts und birgt eine gewaltige Wasseransammlung, den Lake Argyle. Dabei werden die gewaltigen Wassermengen des Ord Rivers auf ihrem Weg in den Cambridge Gulf im Lake Argyle zwischengespeichert. Lediglich die erforderliche Wassermenge um einen konstanten Pegel im Diversion Dam zu gewährleisten wird freigegeben. In der Sektion des Flusses unterhalb des Diversion Dam findet heutzutage ein ganzjähriger, saisonzeitenunabhängiger Wasserfluss statt, wo zuvor sandige Flussbetten mit einigen Wasserstellen über die längste Zeit des Jahres das Erscheinungsbild bestimmten.

Dieser Wandel brachte einige profunde Auswirkungen mit sich. Mit den beiden Dämmen, die die großen Wassermengen bei Überflutungen absorbieren, verschwanden plötzlich auch die Überflutungsspitzen der schweren Monsunregen. Die Vegetation wurde nicht mehr aus dem Flussbett herausgespült, so dass der Wasserweg erneut dahin vegetierte und eine natürliche Regeneration aussetzte. Die Bäume entlang der höher gelegenen Flussbänke trockneten in Folge des Wassermangels aus. Zudem siedelten sich Wasserpflanzen in dem ruhigen Flusslauf an.

Längsseits der Bänke entstanden sehr große Gebiete mit Rohrkolbenschilf, im Wasser selbst traten ausgedehnte Wasserlilienfelder in Erscheinung. Faktisch entwickelten sich seit 1963 vierzehn verschiedene Arten an Wasserpflanzen im unteren Ord River und am Diversion Dam. Diese ausnahmslos einheimischen Gattungen siedelten von kleineren Bäumen und nahe gelegenen Wasserstellen in den Hauptkanal über.

4. Phase – 2000 bis in die heutige Zeit
Die vierte und letzte Phase dieser Untersuchungen beginnt im Jahre 2000. Nachdem der Untergrund durch die andauernde Regenzeit im Monat März bereits vollständig durchtränkt war, traten abermals heftige Monsunregen auf. Die daraus resultierende Überflutung führte seit Fertigstellung der beiden Dämme im Jahre 1973 neuerlich zu einem Wandel. Wasser gelangte erstmals wieder an die Baumgrenze auf den höher gelegenen Uferbänken.

Die vom Aussterben bedrohte Flora in dieser Zone begann sich zu regenerieren. Eine Reihe von neuen Setzlingen bestimmt heute das Erscheinungsbild entlang dieser Ausdehnungen. Daneben verschwanden weite Teile der Vegetation, die sich über dem Bodensatz als unbeliebtes Unkraut erstreckten.

Die andere profunde Auswirkung der großen Überschwemmungen seit dem Jahre 2000 liegt darin, dass sie die gesamten Bestände der Wasserlilien und des Rohrkolbenschilfes, welche ziemlich lose mit flachen Wurzeln verankert waren, weggespült haben. Dies ermöglichte einer anderen Binsenart, mit sehr kräftigen und fest im Boden verankerten Wurzeln, Fuß zu fassen. Diese neue Art kann den starken Energien der Fluten standhalten.

Bis in das Jahr 2000 ähnelte sich die Wasser- und Ufervegetation über und unterhalb des Diversion Dam sehr. Gegenwärtig hat sich die Vegetation unterhalb des Dammes, wo die Wasserpflanzen vollständig verschwunden sind, komplett gewandelt. Die neue Binsenart dominiert das Erscheinungsbild der Flussbänke, während der Diversion Dam immer noch von Wasserlilien und Rohrkolbenschilf geprägt ist. Weil die neue Binsenart so fest mit dem Untergrund verankert ist, stellt sie eine entscheidende Veränderung dar, die wahrscheinlich über die nächsten Jahre bestehen bleibt.

Die landschaftlichen Auswirkungen all dieser Prozesse zeigen, dass vor der europäischen Besiedlung die Flüsse mit einer üppigen Ufervegetation ausgestattet waren. Viele einheimische Vogelarten lebten speziell in diesen Ausdehnungen, die heute, nachdem die Rinderherden die schier endlosen Weideflächen abgrasten und somit schwerwiegende Überflutungen ermöglichten, verschwanden. In der Zeit als die beiden Dämme gebaut wurden, zeigten die ersten Fotografien eine trostlose Gegend. Beinahe die gesamte Vegetation war verschwunden, die Uferfauna nahm vermutlich sehr stark in den 50er Jahren ab.

Beide Dämme gestalteten eine neue Umgebung, die genau genommen wenig mit der vormaligen im Gemeinsamen hat. Sie ermöglichten den Uferspezies sich erneut zu etablieren und niederzulassen. Betrachtet man die beiden Dämme im Sinne einer neuen Mannigfaltigkeit in der Flora und Fauna, so haben sie einen sehr positiven Effekt erzielt.

Gegenwärtig ist der Ord River wieder zu einem vollständigen Ökosystem herangewachsen. Weitere Pläne beschäftigen sich mit dem Ausbau der zu bewässernden Gebiete an diesem Flusssystem. Mit dem heutigen Wissen und der Forderung nach einer möglichst gleich bleibenden Umwelt, erwiesen sich die Studien mittels alter Fotografien in der Bestimmung über die Wassermenge, die den Fluss herunter strömen muss, um die artenreiche Ansammlung an Tieren und Pflanzen aufrecht zu erhalten, als sehr hilfreich. Die Arbeiten wirken direkt in die Entwicklung von Wasserzuteilungsplänen ein.

Der Effekt einer kontrollierten Zuteilung von Wasser in den Ord River ist eine Abhängigkeit von beidem, der Menge an Wasser die zugeführt wird, sowohl an welcher Stelle und in welcher Form es freigelassen wird. Ob stetig in einer konstanten Form oder mit gelegentlichen Überflutungsspitzen, die den Fluss hinunter stürzen. Dies ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die sich aus den letzten drei Jahren Forschung ergaben.

Lake Argyle Stausee

Der Lake Argyle, durch eine 99 Meter hohe und 335 Meter lange Dammmauer zurückgehalten, besitzt ein durchschnittliches Fassungsvolumen von über 10,7 Millionen Kubikmetern (dies entspricht dem 18-fachen Volumen des Hafens von Sydney) und eine Oberfläche von 980 Quadratkilometern. Im Falle einer außergewöhnlich starken Regenzeit und großen Überschwemmungen kann der Damm beinahe 35.000 Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten und sich über ein Gebiet von mehr als 2.000 Quadratkilometern ausdehnen.

Im Jahre 1987 endete die direkte Beteiligung von CSIRO am Ord River Projekt. Um dieselbe Zeit strich die Regierung sämtliche Ausgaben von Subventionen und jedes Körnchen musste sich nun selber tragen. Dies war der Wendepunkt für das heutige, profitable Unternehmen. Im Jahre 1986 erfreute sich die Entwicklung mit einem Jahresumsatz von 10 Millionen australische Dollar; bis 1996-1997 erhöhte sich die Summe auf 63 Millionen australische Dollar.

Wegen der weiten Wege zu den Märkten (Perth liegt 3.200 km und Brisbane mehr als 3.500 km entfernt) werden bevorzugt Arten mit einer hohen Nachreife wie Kichererbsen angebaut. Kimberley Früchte füllen zudem eine Lücke der Außer-Saison-Märkte: im Jahre 1997 steuerten Bananen, Wassermelonen sowie Honigmelonen die Hälfte des Gesamtertrages der Ord Produktion bei.

Um Schädlingsplagen möglichst keine Grundlage zu bieten ist insgesamt gesehen eine weitreichende Erntevielfalt rentabler als einige wenige Schwerpunkte. Eine neuerliche Entwicklung rundete das Ord River Projekt ab – bewässertes Weideland liefert ausreichend Nahrung für eine Rindermastung vor Verschiffungen. Dies stellte sich als sehr profitabel heraus: wieder einmal produzieren die Flussbänke des Ord River Futter für Rinder. Zusätzlich gibt es ausreichend Frischmilch, die den lokalen Mark versorgen kann.

Ende der 1990er Jahre herrschte großer Enthusiasmus für Zucker. Australiens erste neue Zuckerfabrik nach beinahe 70 Jahren produzierte 45.000 Tonnen rohen Zuckers im Jahre 1997. Eine Mehrproduktion bis 450.000 Tonnen wird vorausgesagt, obwohl Probleme, verursacht durch einen Ausbruch an Brand-Krankheiten im Jahre 1998, bereinigt werden müssen.

Im Jahre 1997 waren lediglich 11.000 Hektar einer 70.000 Hektar umfassenden Fläche in dem Ord River Bewässerungsgebiet bebaut und weitere Ausbaustufen werden folgen. Mit jährlich steigenden Gewinnen seit 1981 zahlt sich die Entwicklung, 40 Jahre nach Gründung der Servicestadt Kununurra, weitreichend aus.

Lake Argyle Diamanten

Mit der Entdeckung von Diamanten nahe dem Lake Argyle fand die australische Kimberley Region heraus, dass sie wesentlich mehr mit seinem südafrikanischen Namensvetter gemeinsam hat, als nur die Boab Bäume (Baobab).

Es ist daneben ein sonderbarer Zufall, dass der Name des Earls of Kimberley, gleichzeitig zwei Plätzen die beide einige der reichsten Diamantenfelder in der Welt besitzen, gegeben wurde. Die ersten Diamanten in Australien wurden im nördlichen New South Wales und in Victoria gefunden. Zudem wurden einige in Südaustralien, im nordwestlichen Tasmanien und in den südlichen Regionen von Queensland entdeckt.

Keiner der Funde stellte sich jedoch als kommerziell entwicklungsfähig heraus. Später, im Jahre 1979 sind ein paar Steine in Westaustralien entdeckt worden, aber wieder befand sich unter den Funden nichts Lohnenswertes für einen groß angelegten Abbau.

Am 28. August 1979 stießen Laborarbeiter einer Unternehmensgruppe aus Perth auf zwei Diamanten in einer Probe aus dem Smoke Creek in der Kimberley. Am nächsten Tag fanden sich vier Diamanten in den Proben und Tags darauf fünf. Den Spuren der Proben folgend, entdeckten Geologen am 2. Oktober 1979 die Hauptader der Diamanten. Sie liegt in einem Tal am südlichen Ende der Ragged Range, 35 km flussaufwärts des Lake Argyle.

Australische Diamanten aus der Kimberley

Die Argyle Diamantenmiene schneidet sich tief in die südlichen Ausläufe der Ragged Range. Erzgestein aus dem Übertageabbau fällt vorab in einen Brecher auf dem Hügel, bevor es über Förderbänder in groben Stücken zu der Hauptzerkleinerungsanlage gelangt. In kleine Stücke zerbröckelt und vorab separiert, gelangt dieses mit Diamanten versehene Gemenge in ein Hochsicherheitsgebäude, wo die Diamanten unter Röntgenstrahlen fluoreszieren. Dieses Aufleuchten unter Bestrahlung steuert Luftventile, die die Diamanten vom Förderband blasen.

Die daraus entstandene Argyle Diamantenmiene ist im Besitz der CRA Limited (56,8 %), der Ashton Mining Group (38,2 %) und der West Australian Trustees Limited (5 %). Die Aufbaukosten einer der modernsten Mienen auf der Welt beliefen sich auf 465 Millionen australische Dollar.

Mit einer hoch entwickelten Röntgenstrahltechnik und computergesteuertem Betrieb wird die Miene über die nächsten zehn Jahre etwa 35 Millionen Karat (an die 6 Tonnen) Diamanten pro Jahr zu Tage fördern. Dies macht sie zur produktivsten Diamantenmiene in der Welt. Gleichwohl sind nur 5 Prozent der Diamanten von Edelsteinqualität, weitere 50 Prozent liegen in der Kategorie „mindere Edelsteinqualität“ und die restlichen 45 Prozent eignen sich ausschließlich für die Industrie.

Die Diamanten werden zur Sortierung und zum Verkauf nach Perth gesendet. Einige Steine von höchster Edelsteinqualität finden ihren letzten Schliff heute in Perth. Fünfundsiebzig Prozent der Diamanten vertreibt die Central Selling Organisation, eine international operierende Gesellschaft die den Weltdiamantenhandel dominiert. Die eigene Argyle Geschäftsstelle im belgischen Antwerpen weist die restlichen fünfundzwanzig Prozent der Diamanten aus.

Argyle Diamanten sind einzigartig. Sie sind die Härtesten auf der Welt und viele besitzen einen bronzenen oder gelblichen Farbstich. Die Miene ist zudem die einzige Quelle der seltenen und äußerst wertvollen tief rosafarbenen Diamanten. Solch ein rosiger Edelstein wurde einst auf 1 Millionen Dollar pro Karat geschätzt, während die Toppreise für weiße Argyle Diamanten bei 18.000 Dollar pro Karat liegen.

Zugang in die Diamantenmiene

Der einzige öffentliche Zugang in die Miene und das angrenzende Dorf ist über eine fünfstündige Flugtour von Kununurra aus möglich. Wie zu erwarten wird die Sicherheit in und um das Mienengebiet hoch geschrieben. Die Miene arbeitet kontinuierlich in zwei Zwölfstunden Schichten pro Tag, die Bedingungen liegen weit unter „unangenehm“. Die 520 Arbeiter gaben ihrem Lebensabschnitt in diesem entlegenen Teil der Kimberley, mehr als 100 km von der nächsten Stadt, den Spitznamen „Club Argyle“.

Der Grossteil der Minenbelegschaft pendelt von Perth aus in einem 14-tägigem Rhythmus; zwei Wochen Arbeit, anschließend zwei Wochen frei. Das Firmendorf ist mit Speiseräumen, Bars, einem schattigen Swimmingpool, mehreren Tennisplätzen und Motelräumen für jeden Mitarbeiter ausgestattet. Es gab bereits einige Diskussionen um die Unterkünfte der Argyle Diamantenmiene in ein Ferienressort umzuwandeln, wenn eines Tages die Diamantenader ausgeschöpft sein wird.

Südseeperlen aus Australien

Das traditionelle Bild der Perlenindustrie spiegelt einen rauen Handel, verfolgt von einem Glückspiel. Ein Handel, in welchem jede Auster das Versprechen eines Vermögens hält und der Tod den Unvorsichtigen erwartet. Im Vergleich mit diesem romantischen Bild ist die heutige Perlenindustrie eine Ausübung, die von der Wissenschaft bestimmt wird. Die Austern der Perlenfarmen werden ebenso sorgfältig wie Stammbaumhaltendes Vieh einer Rinderfarm behandelt. Trotz allem wirkt sich die Änderung der Industrie seit der frühen Perlenzeit kaum auf die Stadt Broome aus; sie ist immer noch eines der wichtigsten Perlenzentren seit 1890 in der Welt.

Moderne Verfahren zur Perlenaufzucht entwickelten sich in Japan, wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts Kokichi Mikimoto der führende Pionier war. Diese Techniken wurden durch CSIRO in den Torres Strait Perlenhandel im Jahre 1945 eingeführt. Die Neuerung erwies sich als gut: australische Austern produzierten fortan größere und schneller gezüchtete Perlen als japanische Austern.

Zuchtperlen entstehen in dem die lebende Auster geöffnet, ein Schnitt in das Fleisch und anschließend ein Mantelstück sowie ein künstlicher Kern in die Wunde eingesetzt wird. Der Mantel besteht aus dem Rand der Auster und produziert den Perlenüberzug bzw. das Perlmutt. Der eingesetzte Kern ist das Innerste jeder gezüchteten Perle. Das richtige Kernmaterial ist hierbei das Entscheidende: am häufigsten wird ein Stück Miesmuschelschale, welches in der Mississippi Region der Vereinigten Staaten natürlich vorkommt, eingepflanzt.

Eine natürliche Perle ist das Ergebnis einer Auster, die mit einem Eindringling wie einem Sandkorn oder einem künstlich eingesetzten Kern umgeht. Obwohl die Auster versucht diesen Eindringling auszuscheiden, stellen moderne Techniken sicher, dass 80 Prozent der Einpflanzungen erfolgreich verlaufen und der Kern an seinem Bestimmungsort verweilt. Misslingen die Versuche den Eindringling loszuwerden, benützt die Auster das Schichtbildende Potential des Mantels um ihn zu umhüllen. Nach sechs Monaten wird die Auster aus dem Wasser genommen und mit Hilfe von Röntgenstrahlen überprüft, ob der Kern angenommen wurde und eine Perle heranwächst.

Eine gesunde australische Auster ummantelt den Kern mit mehreren Perlmuttschichten jeden Tag; die Perle selber ist etwa zwei Jahren nach der Implantierung fertig. Einige Austern können bis zu zwei hochwertige Perlen in ihrer Lebenszeit produzieren. Nur denjenigen, die eine gute erste Perle hervorbringen, wird ein zweiter Kern eingesetzt und in seltenen Fällen ein Dritter.

Kuri Bay nördlich von Derby wurde zu Ehren von Tokuichi Kuribayashi benannt. Nach dem Tod von Mr. Mikimoto stieg er zur einflussreichsten Person in der japanischen Perlenindustrie auf und das Unternehmen, welches er gründete, ist heute Teil der australischen Paspaley Group und zugleich die größte Farm des Unternehmens in der Region. Die ersten Kuri Bay Perlen entstanden im Jahre 1958, zweiundzwanzig Jahre später, 1980 wurde eine 18 Millimeter, tadellos runde Perle für 150.000 australische Dollar versichert. Perlen können, jedoch äußerst selten, bis auf 20 Millimeter heranwachsen.

Heute liegt der Konzentrationspunkt der Perlfarmen mit sechs operierenden Unternehmen am King Sound. Paspaley Pearls mit vier der 16 Konzessionen ist die größte, gefolgt von M.G. Kailis mit dreien. Tödliche Krankheitserreger stellen aufgrund modernerer Techniken seit Anfang der 90er Jahre keine Probleme mehr dar.

Im Gegensatz zum weit verbreiteten Glauben hatte der Perlenhandel der Vergangenheit in Broome sehr wenig mit Perlen zu tun. Eine Perle war lediglich ein sehr profitabler Bonus für die wenigen Glücklichen. Der wahre Handel lag im Perlmutt. Es wurde überwiegend in Knöpfe, Essbesteckgriffe und Ornamente weiterverarbeitet. Im Jahre 1955 lieferte Australien 80 Prozent des Weltanteils an Perlmutt.

Kommerzielles Perlengeschäft in Westaustralien

Das kommerzielle Perlengeschäft fand seine Anfänge Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts an der Shark Bay und Nickol Bay in Westaustralien. Dreißig Jahre später verlagerten sich die Tätigkeiten nach Norden, woraus sich die Stadt Broome zum Zentrum der westaustralischen Perlenindustrie entfaltete.

Die meisten der Taucher dieser ersten Tage waren Aborigines. Bald darauf unterstützten „Malays“ – eine Bezeichnung die allgemein Indonesier und Malaien beschreibt – die Ureinwohner. Dies trat besonderst, nach dem der Pearl Shell Fisheries Act von 1871 wenige, minimale Sicherheitsstandards einführte, hervor. Das neue Gesetz verbot die Beschäftigung von Frauen als Taucher.

Dies waren die frühen Tage des Schnorcheltauchens, wo Taucher ohne zusätzlichen Sauerstoff regelmäßig in Tiefen von bis zu 18 Meter hinunter stiegen. Obwohl Bestimmungen später die absolute Tauchtiefe auf 13 Meter festsetzten, blieb es ein raues Geschäft, in denen viele Taucher die Saison nicht überlebten. Trotz allem erzeugte technologischer Fortschritt eine weitaus heimtückischere Gefahr als Haifische oder Überarbeitung.

Behelmte Taucherausrüstungen wurden in der Kimberley zwischen 1884 und 1887 eingeführt. Es dauerte etliche Jahre bis die Ursache der Dekompressionskrankheit verstanden und ein stufenweise erfolgender Anstieg eingeführt wurden, um zu verhindern das Stickstoff aus dem Körpergewebe nach dem Aufstieg des Tauchers austreten kann. Das Syndrom ist weithin unter der Bezeichnung „die Krümmung“ bekannt, da es gewöhnlich in den Ellbogen- oder Kniegelenken auftritt.

Die Industrie boomte. Japanische Taucher ersetzten die Aborigines und im Jahre 1903 besaß Broome eine Flotte von 300 Perlenbooten die allesamt Muscheln aus immer größeren Tiefen an Land brachten. Zwischen 1909 und 1917 beklagte Broome 145 Todesfälle, verursacht durch „Taucherlähmung“. Massenhaft lebten andere Taucher durch die zerstörenden Effekte der Dekompressionskrankheit als Krüppel bis an ihr Lebensende.

Die erste Dekompressionskammer

Broome erhielt seine erste Dekompressionskammer (die erste in der Welt) im Jahre 1913. Das Gerät ist heute im Bedford Park ausgestellt. Ab 1918 befolgten die Taucher aus Broome Admiralitäts-Tauchtabellen, was glücklicherweise einen drastischen Rückgang der Todesrate herbeiführte.

Obwohl die Muschelschalen das Standbein der Industrie darstellten, konnte eine qualitativ hochwertige Perle einen Unternehmer zu plötzlichem Reichtum verhelfen. Der glückliche Taucher erhielt ebenfalls einen Anteil am Gewinn. Solche Belohnungen waren selten: nur eine von tausend Austern besitzt eine Perle und hiervon sind weniger als ein Prozent von Edelsteinqualität. Die hochwertigste natürliche Perle der Kimberley ist der „Star of the West“, eine tropfenförmige Perle in der Größe eines Spatzen-Eies. Sie wurde 1917 gefunden und für 6.000 Pfund weiterverkauft.

Das „Southern Cross“ ist Australiens berühmteste Perlenschmuckstück: es besteht aus einer Anordnung von neun Perlen in der Form eines Kruzifixes. Es wurde von einem Jungen im Jahre 1883 während er Muschelschalen säuberte gefunden. Eine der unzähligen Geschichten über den Ursprung des Kreuzes berichtet von drei zerbrochenen Stücken die ein Lugger-Kapitän für 10 Pfund verkaufte. Später wurden die Stücke zusammengesetzt (eine neunte Perle wurde hinzugefügt um eine ausgeglichene Form zu erhalten) und im Jahre 1924 auf 10.000 Pfund geschätzt. Das Kreuz befindet sich heute in der Vatikan-Sammlung.

Nach dem 2.Weltkrieg eroberten Plastikknöpfe den Markt und kündigten den Untergang der traditionellen Perlmuttknöpfe an. Im Jahre 1958 befand sich die Perlmuttindustrie in einer Flaute. Die Einführung von Zuchtperlen 1960 rettete die australische Perlenindustrie schließlich nach Jahren des Auf und Abs.

Das Tauchen nach Austern ist weiterhin ein wesentlicher Bestandteil der Perlenindustrie. Die Austern, die für die Perlenaufzucht benötigt werden, stammen von natürlich vorkommenden Austernbänken und werden von Tauchern eingesammelt. Tatsächlich verwendeten die meisten Taucher bis 1974 die altmodischen Taucherausrüstungen mit Helmen. Als sich herumsprach, das Taucher mit leichtgewichtigen „Hookah“ Ausrüstungen effektiver arbeiteten, übernahmen die Perlentaucher von Broome diese neuere Technologie.

„Hookah“ ähnelt einer heutigen Taucherausrüstung bis auf den Punkt, dass der Taucher keinen Sauerstofftank mit sich führt und über einen Schlauch mit einem Tank und Kompressor auf dem Boot verbunden ist. Die Luggers stellten sich obendrein dem Fortschritt. Die meisten Perlenexpeditionen gehen heute eher von modernen Stahlbooten als den traditionellen Holz- Lugger aus. Obwohl effizienter, haftet den Stahlschiffen mit ihren „Hookah“ Tauchern nicht die gleiche Mystik an, wie ein alter Lugger mit behelmten Tauchern.

Besucher können in Broome nach wie vor Perlmuttmuscheln kaufen, dennoch liegt die Betonung dieser Tage auf gezüchteten Perlen. In wunderschönen Nebeneinanderstellungen finden sich Perlen aus Broome heute in einer Fassung neben Argyle Diamanten wieder. Die anfänglichen Techniken haben sich mittlerweile geändert und Broome läuft längst nicht mehr nach einem Plan, diktiert durch die Bewegungen der Perlenflotte. Die Industrie – mit jährlich etwa 200 Millionen Dollar Umsatz und durch ihre Erfahrung belastbar geworden – bestimmt dennoch einen bedeutenden Teil des Lebens in der Kimberley.